Stell dir das Leben wie ein weißes Blatt Papier vor. Unbeschrieben und bereit für Kreation, Ideen und eigene Gestaltung. Was willst du kreieren? Wie willst du es gestalten und formen? Welche Spuren willst du hinterlassen? An was sollen sich andere erinnern? Welche Message willst du teilen? Was sind deine Lieblingsworte? Oder Farben? Strukturen? Muster? Wie sieht deine Lebensskizze aus?
Kreativität. Das ist nicht zur Zeichnen oder Design oder Sprache. Nicht nur gestalten und umsetzen. Nicht nur Neues erschaffen, das es noch nicht gibt. Kreativität ist für mich vielmehr eine Grundfähigkeit, die wir alle besitzen. Manchen ist das vielleicht mehr bewusst, manchen weniger.
„Ich bin ja nicht so kreativ wie du“ – was soll das schon heißen?
Vielleicht ist die erste Frage, die wir uns hier stellen dürfen: Was bedeutet Kreativität für mich?
Kreativ zu sein, bedeutet für mich, Ideen zu haben, und diese vor allem zuzulassen. Lösungsorientiert zu sein und Dinge zu verändern. Aktiv zu sein und loszugehen. Veränderung zu schaffen durch Denken und Handeln. Individuell und authentisch du selbst zu sein. Gedanken und Ideen wahrzunehmen und anzunehmen. Und vielleicht auch einfach mal umzusetzen – da ist es letztendlich egal wie – egal ob als Zeichnung, Gemälde, einem handgeschriebenem Brief, einem Gedanken, den du mit Freunden teilst, einer spontanen Reise, einem ungewöhnlichen Café-Besuch, einer Melodie, einem Text, einem Spaziergang.
Kreativität ist nicht planbar. Wir können lernen, sie bewusster zu lenken und überhaupt erst zuzulassen. Aber die wirklichen kreativen Gedanken und Ideen werden uns immer dann über den Weg laufen, wenn wir nicht damit rechnen. Weil wir genau dann entspannt sind. Weil es genau dann leicht ist. Und weil die Ideen genau dann Lust haben, uns aufzusuchen.
Jeder Mensch kann kreativ sein – solange er sich nicht selbst im Wege steht. Der größte Feind unserer Kreativität ist die Gewohnheit, Dinge im Außen zu bewerten und gelernte Verhaltensweisen immer und immer wieder zu durchleben. Das Feststecken in alten Gewohnheiten und Glaubensmustern. Ausreden und Kreativitätsblockaden. Sätze wie „Anstatt mich kreativ auszuleben, muss ich ja erst noch xyz machen…“. Kritiker und Menschen, die uns belächeln und zurückhalten. Scham, Selbstzweifel, Gelerntes.
All diese Einwände sind immer Kommentare unseres inneren Kritikers. Und der ist häufig besonders bei Kreativen sehr laut. Ein Satz, der mir im Kopf geblieben ist: „Es ist unmöglich, zu wachsen und gleichzeitig gut auszusehen.“
„Meine liebste Kreativitätsblockade ist …“
Was hilft nun also gegen diese Kreativblockaden? Zunächst einmal ist es sinnvoll, all die negativen Glaubenssätze zu erkennen, aufzuschreiben, zu fassen und dadurch freier zu werden. Wenn wir uns unserer Blockaden erst einmal bewusst sind, können wir diese ursprünglich „negativen“ Gedanken in positive Affirmationen umschreiben und uns immer wieder das Gegenteil des ursprünglich geglaubten beweisen.
Wenn wir uns Kinder ansehen, sie beim Spielen beobachten, dann sehen wir eigentlich den Inbegriff von Kreativität. Kreativität bedeutet, deine eigene und individuelle Lebendigkeit zuzulassen und dem Leben wie ein Kind zu begegnen – neugierig, offen und vorurteilsfrei. Dein eigenes Leben immer wieder neu zu gestalten. Deine Umgebung mit allen Sinnen zu erleben und wahrzunehmen. Dir selbst zu erlauben, ein Anfänger zu sein und nicht alles perfekt zu machen.
Wir können lernen, uns durch praktische Übungen, Gestaltung und bewusstes Kreieren außerhalb von digitalen Screens und Social Media wieder mit der eigenen Kreativität zu verbinden. Kreativität ist etwas sehr individuelles, daher gib dir Zeit, herauszufinden, was Kreativität für dich bedeutet und wann du besonders kreativ bist.
Wir brauchen Struktur, um in den Flow zu kommen. Wir brauchen rationales Wissen, um uns kreativ austoben zu können. Die Kombination aus beidem macht unser Leben kreativer. Leider befindet sich ein Großteil der Gesellschaft heute eher im rationalen Bewerten und im logischen Hirn. Wenn es rational keinen Grund dafür gibt, warum sollte ich dann mit Strukturpaste kleckern oder etwas basteln? Weil genau das uns aus dem Verstand rein in die kreative Intuition bringt.
Ob Meditation, bewusstes Abschalten, Gedanken fließen lassen – Die besten Ideen kommen oft dann, wenn wir komplett entspannt und bewertungsfrei sind. Daher fallen uns häufig an vermeintlich seltsamen Orten wie unter der Dusche, auf der Toilette, kurz vor dem Einschlafen, kurz nach dem Aufwachen oder auch nach einer Offline-Zeit oder im Urlaub die kreativsten Dinge ein.
Auch der Austausch mit nahestehenden Personen in deinem Umfeld oder Menschen, die einen neutralen und frischen Blick von außen auf deine Ideen werfen, kann zu Kreativität führen. Reisen, kreative Orte, Kunst und Ausstellungen, Museen, Bücher, oder eine Karte aus einem Kartenset zu ziehen können ebenso inspierend sein wie zur Ruhe kommen, nichts tun und der eigenen Intuition zu lauschen.
Wenn wir kreativ sind, vergessen wir die Welt um uns herum. Wir vergessen Pflichten, Sorgen, Zeit und Raum – ein richtig achtsamer Prozess. Wir gehen ganz im Hier und Jetzt auf, sind aufmerksam, achtsam, fühlen uns verbunden mit unserer Umgebung und sicher in dem Moment. Eigentlich lassen sich die Tools für mehr Achtsamkeit 1 zu 1 darauf übertragen, ein kreativeres Leben zu führen.
Sei öfter mal wieder Kind, sei spielerisch, mache Dinge die du früher gerne getan hast, geh mit Augen durch die Welt, als ob du Dinge das erste Mal erleben würdest. Wenn du bewusst all die Wunder wahrnimmst, die um dich herum existieren, wirst du nicht nur kreativere Ideen und Gedanken haben, sondern auch deinen Blick für Ästhetik schulen und Kleinigkeiten im Alltag bewusster wahrnehmen.
Mache mehr Dinge, weil sie dir Freude bereiten, nicht weil du dadurch etwas erreichen kannst. Nimm dir Zeit für dich, sei in Stille und in der Natur, vielleicht schreibst und gestaltest du – all das wird dich kreativer fühlen und werden lassen. Kreativität entsteht niemals im Zustand der Anspannung, sondern immer dann, wenn wir loslassen. Es gibt keinen „richtigen“ Augenblick, um kreativ zu werden und in einen Flow zu kommen. Es reicht ein bisschen Mut, dich der Kreativität hinzugeben.
Kreative Phasen kommen und gehen. Genauso wie das Leben in Wellen verläuft, so verlaufen auch Ideen, Flow und Kreativität in Aufs und Abs. Am Ende geht es nicht darum, hier eine Konstante zu finden. Sondern eher die Balance in den verschiedenen Etappen. Stell dir einen Vogel im Wind vor oder eine Schildkröte im Wasser. Wenn wir uns nicht dagegen sträuben, sondern in Hingabe, Vertrauen und Zuversicht üben – genau dann kommen die kreativen Phasen von ganz allein.
Was bedeutet Kreativität für dich?
Wann fühlst du dich besonders kreativ?
Wann kommen dir die besten Ideen?
Ein bisschen Kreativität von mir findest du in meiner Podcast-Folge #3 über Kreativität. Ich teile ich mit dir, was Kreativität für mich bedeutet, wie wir uns wieder mit unser ursprünglichen Intuition und Kreativität verbinden können und welche Vorteile es (gesundheitlich und beruflich) hat, ein kreativeres Leben zu führen. Viel Spaß beim Anhören!