Impact als DesignerIn: Können wir mit Design, Branding und als Personal Brand die Welt verbessern?
Wir alle sprechen von Impact. Davon, einen Unterschied zu machen. Von mehr Nachhaltigkeit, besseren Bedingungen oder fortschrittlichen Entwicklungen. Aber was macht wirklich einen Unterschied? Welche Handlung und Entscheidung trägt eigentlich dazu bei, etwas zu verändern? Was genau ist sinnstiftend, nachhaltig, ethisch oder fair?
Und wie kann ich als Designerin oder als Personal Brand dazu beitragen?
Kann ich mit Design die Welt verbessern?
Schon lange wollte ich dieses Thema aufgreifen, aber etwas hat mich davon abgehalten – vielleicht die Angst, etwas Falsches zu sagen oder eine extreme Meinung zu vertreten. Vielleicht dieser großen und wichtigen Frage nicht gerecht zu werden.
Aber ich habe gemerkt, dass es genau darum geht: Zu sprechen, zu teilen und zu inspirieren. Wenn wir durch das, was wir teilen, nur einen einzigen Menschen dazu bewegen, bewusster zu handeln, mehr zu reflektieren oder selbst etwas in Gang zu setzen – dann haben wir den Impact damit ja schon verdoppelt. Und jetzt gehen wir mal davon aus, diese Person teilt wiederum mit ein oder zwei anderen Menschen ihre Erfahrung, ihre Gedanken und ihre Reflexion….
Ich habe in den letzten Wochen viel über Sinn und Impact nachgedacht. Generell hat mich die Frage, ob ich mit Design und Branding in der Welt einen Unterschied machen kann, dazu bewegt, mich selbständig zu machen. Weil die Antwort für mich immer JA war.
Design macht Dinge sichtbar. Branding macht Dinge erlebbar. Und Marketing erreicht Menschen.
In der Vergangenheit habe ich viele Erfahrungen gemacht, wie Design, Branding und Marketing genutzt wurden, um die „falschen“ Sachen zu verkaufen. Um Zielgruppen für Angebote zu begeistern, die keinen Impact haben. Die nicht nachhaltig nicht, nicht gesund sind, nicht ehrlich sind, oder sogar Menschen und der Welt schaden.
Das Problem in jeder Branche der Welt ist, dass es am Ende um Geld geht. Manchmal sogar um viel Geld, wenn wir uns Marketingprojekte in der Rüstungsindustrie ansehen, die Zigarettenindustrie oder auch Hartalkoholika, Süßigkeiten und andere Produkte. Es geht um Profit. Es geht um Reichtum. Es geht um Macht.
Es geht nicht nur darum, Gewinne für die Unternehmen selbst zu erwirtschaften, sondern natürlich verdienen auch die Agenturen und Designer daran mit, die sich um Design, Branding und Marketing dieser Firmen kümmern. Es ist eine Entscheidung, hier nicht mitzumachen. Manchmal geht es um Geld, hohe Summen und Gewinne, auf die verzichtet wird. Manchmal um Reichweite, renommierte Namen im Portfolio oder Bekanntheit. Und manchmal geht es schlicht und einfach darum, sich selbst treu zu bleiben, den eigenen Werten treu zu bleiben und die eigenen Ansichten und Meinungen zu vertreten.
Es geht darum, die eigenen Werte zu kennen, ein Bewusstsein für relevante Themen zu haben und es geht um Ethik.
Als DesignerInnen tragen wir Verantwortung. Wir tragen die Verantwortung dafür, über unsere Kreationen und die möglichen Effekte nachzudenken. Wir sollten uns bewusst sein, welche Power in Gestaltung liegt. Und neben unseren direkten KundInnen auch andere Menschen berücksichtigen, deren Leben durch unsere Designentscheidungen und Gestaltung beeinflusst werden.
Die Verantwortung, sinnstiftend zu gestalten, liegt nicht nur bei DesignerInnen, sondern bei allen, die an der Herstellung von Produkten und Angeboten beteiligt sind.
Um die Frage zu beantworten, wie wir ethisch gestalten können und wie wir Design nutzen können, um einen positiven Impact zu kreieren, dürfen wir uns erstmal damit auseinander setzen, was „Design“ eigentlich ist.
Design ist ganz allgemein das Konzipieren, Kreieren, Gestalten und Herstellen von materiellen oder immateriellen Produkten oder Angeboten. Ich meine damit nicht nur Design im klassischen Sinne, sondern den gesamten Entwicklungsprozess, der dahinter steckt.
Es gibt heute verschiedenste Designbereiche: Produktdesign, Kommunikationsdesign, UX Design, UI Design, Webdesign, Sounddesign, Gamedesign, Modedesign, Brand Design …
All diese Designbereiche haben selbstverständlich großen Einfluss auf die Wirtschaft, auf die Märkte, auf die Wahrnehmung und die Meinung unterschiedlichster Menschen.
Auch wenn wir vermeintlich offiziell keine Designer sind, gestalten wir jeden Tag. Auch du bist auf eine Art DesignerIn. Wir gestalten Social Media Posts, wir gestalten Produkte, Angebote, Anwendungen und wir sorgen mit unserem Auftritt dafür, dass andere uns auf eine bestimmte Art und Weise sehen, inspiriert werden und sich selbst eine Meinung bilden.
Wie wir alle wissen, können Marketing und Design manipulieren. Aber umgekehrt, kann Design auch aufmerksam machen, im positiven Sinne.
Wenn wir dieses positive aufmerksam machen betiteln, könnten wir es als „ethisches Design“ oder wie ich immer sage „sinnstiftendes Design“ bezeichnen. Hier kommt es darauf an, dass das entwickelte Produkt oder Angebot möglichst positive Konsequenzen für eine möglichst große Anzahl von Menschen hat.
Café del Cielo – ein Beispiel
Eine für mich unglaublich inspirierende Person, die mit ihrer Vision und Arbeit wirklich einen Unterschied macht, ist Luisa von Café del Cielo. Luisa und ich arbeiten seit letztem Jahr zusammen und ich durfte sie dabei begleiten, ihre Marke und das Design zu entwickeln und ihre Produkte sichtbar zu machen. Erst letzte Woche haben wir uns gesehen und Stunden über Stunden über Impact, Nachhaltigkeit, Fairness und Veränderung gesprochen. Und über Kaffee. Café del Cielo kommt aus Kolumbien. Luisa hat eine kleine Kaffeefarm auf 1800m Höhe in den kolumbianischen Anden, sowie seit kurzem eine zweite Farm im Tal. Café del Cielo produziert hochwertigen Spezialitätenkaffee – ethisch, nachhaltig, fair, bewusst. Die Lieferkette wird radikal gekürzt, sodass der Kaffee auf schnellstem Weg, ohne umständliche Zwischenhändler und Umwege, zu dir nachhause geliefert wird. Hinter jeder Tasse Kaffee stehen viele Akteure: die Kaffeebauern, die sich liebevoll um jede einzelne Kaffeepflanze kümmern, die Natur, aber auch ein ausgewogenes Ökosystem mit einer unglaublichen Vielfalt an Insekten und Vögeln, die es zu erhalten und zu schützen gilt.
Obwohl oder gerade weil Kaffee neben Wasser das Getränk Nummer 1 der Welt ist, läuft hier vieles schief. Viele große Marken nutzen die Nachfrage aus, um Profit zu machen. Kaffeebauern leben am Existenzminimum und die Kaffeefarmen werden gespritzt, um möglichst viel Ernte zu gewinnen. Luisa mit unserer Design unterstützen zu können, ihrer Vision damit Ausdruck zu verleihen, und ihr Projekt sichtbar zu machen, bedeutet mir viel. In den letzten Jahren hat sie ihre Kaffeefarm von traditionell bewirtschafteten Böden in ein organisch, biologisches und regeneratives Projekt umgewandelt. Nach und nach kamen Vögel und Tiere zurück, die vom Aussterben bedroht sind. Die Kaffeebauern werden fair entlohnt, haben Urlaubsanspruch und können ein Leben leben, wie es für viele Kaffeebauern in Kolumbien und anderen Ländern nicht möglich ist. Der Kaffee wird in Einklang mit der Natur produziert, ohne Zwischenschritte nach Deutschland geliefert und dort von kleinen Röstereien geröstet. Da keine Giftstoffe für die Bewirtschaftung verwendet werden, ist der Kaffee natürlich auch viel reiner und gesünder und letztendlich qualitativ hochwertiger für dich als EndkonsumentIn.
Wenn wir zurück gehen zum Thema Design, haben wir in diesem Projekt zahlreiche Designbereiche, die einen Unterschied machen. Das Produktdesign, der Kaffee. Das Design der Farmen, die biologisch und nachhaltig bewirtschaftet werden. Das Design der Zusammenarbeit, die fair und auf Augenhöhe stattfindet. Das Design der Marke, das ich gemacht habe: Von Logos, Bildwelten, Farben bis hin zum Verpackungsdesign. Das Design der Website, die gerade neu gelauncht wird. Das Design der Kommunikation, die in Zukunft noch authentischer, transparenter und konsistenter stattfinden wird.
Alle Designbereiche fließen zusammen und sorgen dafür, dass die Marke und die Produkte erlebbar werden. Dass Menschen davon wissen. Dass Menschen über ihre Konsumentscheidungen und Handlungen bewusster nachdenken. Dass sie von den billigen Kaffeemarken im Supermarkt auf Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness umsteigen. Und durch ihre Kaufentscheidung nicht nur Luisas Kaffee, die Natur in Kolumbien und die Kaffeebauern vor Ort unterstützen, sondern auch andere Prozesse, Marken und Ausbeutungen weniger unterstützen.
Und hier kommen wir zur Macht von Design, Branding und Marketing.
Ohne Design wäre all das nicht sichtbar.
Ohne Branding wäre all das nicht erlebbar.
Ohne Kommunikation würde niemand davon wissen.
Und stattdessen vielleicht weiterhin, vollkommen unwissend, Entscheidungen treffen, die für Mensch, Natur, Umgebung und die eigene Gesundheit schädlich sind.
Aber wir können es durch kleine Handlungen schaffen, Veränderung anzustoßen.
Wir können Menschen zum Umdenken inspirieren. Wir können Marken sichtbar machen und Produkte hervorheben, die Impact schaffen.
Wir können mit Design, Branding und Marketing einen Unterschied machen.
Wir können mit Design innovative und kreative Lösungen für komplexe Probleme entwickeln, die die Lebensqualität der Menschen verbessern können.
Wir können mit Design durch nachhaltiges Design dafür sorgen, dass Ressourcen effizienter genutzt und Umweltauswirkungen reduziert werden.
Wir können mit Design nutzerzentrierte Produkte und Dienstleistungen schaffen, die besser auf die Anforderungen der Menschen eingehen und ihre Lebensqualität steigern.
Wir können Design als Instrument zur Förderung von sozialem Wandel nutzen. Probleme wie Ungleichheit, Armut und Diskriminierung ansprechen und Lösungen für eine gerechtere Gesellschaft schaffen.
Wir können mit Design Bildungsinhalte attraktiver gestalten und dazu beitragen, komplexe Themen besser zu vermitteln. Das Bewusstsein und die Sensibilität für wichtige Fragen und Themen erhöhen.
Wir können mit Design innovative Geräte, Gesundheitsdienstleistungen und Umgebungen kreieren, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen verbessern.
Wir können mit Design Zugänglichkeit und Inklusion schaffen: Design kann Barrieren abbauen und sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen für alle Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind.
Wir können mit Design die wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit sinnstiftender Unternehmen und Produkte steigern.
Wir können mit Design kulturelle Vielfalt bewahren und fördern.
Wir können mit Design technologischen Fortschritt schaffen und dazu beitragen, ethische und verantwortungsbewusste Innovationen voranzutreiben.
Wir können mit Design Informationen vermitteln und relevante Themen sichtbar machen. Wir können das Bewusstsein für wichtige Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit oder Gesundheit fördern.
Wir können mit Design die Öffentlichkeit zum Umdenken anregen, um für positive Veränderungen für die Gesellschaft zu schaffen.
Wir können mit Design Vorurteile und Stereotypen abzubauen, kulturelle Vielfalt und soziale Inklusion fördern und ein Verständnis für verschiedene Perspektiven schaffen.
Wir können mit Design Menschen inspirieren und motivieren, sich für eine Sache einzusetzen.
Wir können mit Design dazu ermutigen, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen.
Wir können mit Design soziale Bewegungen unterstützen und dazu beitragen, gesellschaftliche Normen zu verändern und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Wir können mit Design Menschen aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen zusammenbringen, eine gemeinsame Sprache und Verbindung schaffen.
Mir diese Gedanken zu machen, hat auch mir nochmal geholfen, das Potenzial in meiner Arbeit als Brand Designerin und Kommunikationsdesignerin zu sehen. Und das Potenzial zu sehen, dass in jedem von uns und in jeder Arbeit und in jedem Beitrag steckt.
Gerade in Zeiten wie aktuell, in denen so viel in der Welt schief läuft, fühle ich mich manchmal wie gelähmt und habe das Gefühl, überhaupt nichts ausrichten und verändern zu können.
Aber wie ich zu Beginn schon geteilt habe: Wenn wir durch das, was wir teilen, worüber wir sprechen und was wir erzählen, nur einen einzigen Menschen erreichen und zum Umdenken inspirieren – dann ist das schon eine Verdopplung des Impacts, den wir haben. Und lasst uns alle gemeinsam einmal das Potenzial sehen, das darin steckt, mehrere Menschen zu erreichen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Veränderung möglich ist. Dass wir nicht nur durch Design und Kommunikation, aber vor allem durch unsere täglichen Handlungen und die kleinen Momente zwischendurch einen Unterschied machen können.